19. September 2019

Wild, grün, wertvoll

Wir brauchen sie nicht nur, um jetzt im Herbst Früchte ernten zu können. Sie sind, auch um ihrer selbst Willen, schützenswert: Bienen und Wildbienen sind ein guter Indikator für den Erfolg einer naturnahen Landschaftspflege. Anfang September wurde unsere Stadt vom baden-württembergischen Verkehrsminister Winfried Hermann mit der „Goldenen Wildbiene“ ausgezeichnet. Beispielhaft wurde die Blühwiese an der neu gebauten Verkehrsinsel am Ortsausgang von Metterzimmern gewürdigt.

Seit Jahrzehnten bemüht sich die Stadtgärtnerei, möglichst viele Flächen insektenfreundlich zu pflegen. Dazu gehört auch, nur noch zweimal im Jahr zu mähen und Pflanzenarten auszuwählen, die heimischen Insekten besonders viel Nahrung bieten. Die Gewinnerflächen gelten als Leuchtturmbeispiele des Artenschutzes an Verkehrswegen. Und immerhin gibt es im ganzen Land etwa 27.000 Hektar Straßenbegleitgrün - das hat Potenzial!

>Mehr Natur-, Arten und Klimaschutz ist aktuell gefragter denn je, viele wollen etwas ändern und es ist hervorragend, dass Bietigheim-Bissingen als positives Beispiel für andere Kommunen dient. Verwunderlich finde ich, dass sich sowohl Privatpersonen als auch die Stadtgärtnerei rechtfertigen müssen, warum Wiesen nicht regelmäßiger gemäht werden oder warum vertrocknete Halme, die für die Überwinterung der Insekten wichtig sind, noch stehen.

Es ist doch verrückt, dass eine so nachweislich gute Sache immer noch ein Image-Problem hat. Manch einer wird sein Schönheitsideal vom englischen Rasen korrigieren müssen und sich an etwas mehr „Wildnis“ und Buntheit auf städtischem Grün gewöhnen müssen. Ich finde das zumutbar. Zumal es die (für Insekten leider wenig nützliche) Blütenpracht fürs Auge auf dem Rathausplatz und andernorts nach wie vor gibt.

Damit nicht nur das Anlegen der naturnahen Flächen, sondern auch die langfristige Pflege gelingt, braucht es Fachwissen und insbesondere auf kleinteiligen Flächen zeitliche und finanzielle Ressourcen. Aber der Aufwand lohnt sich! Jeder Grünstreifen und jede Wildpflanze zählt.

Simone Oehl
Grün-Alternative Liste